Verhalten

Lautsprache:

Lautes Quieken: Dem Menschen vorbehalten ist das „wunderschöne“ laute Quieken, welches Meerschweinchen immer dann hören lassen, wenn sie Futter haben möchten (also fast immer). Es ist ein sehr lauter Rufton, der stoßweise ausgestoßen wird. Eine eher schrillere Variante davon bekundet auch, dass die Meeries Angst, Panik oder Schmerzen haben. Meerschweinchenbabys rufen so ihre Mutter.

 

Leises Quieken und Mucken: das Meerie fühlt sich wohl. Manche Meerschweinchen kommentieren jeden ihrer Schritte mit einem leisen „muck muck“, sie quiezen meist leise, wenn sie sich „unterhalten“. Es schein ein Wohlfühllaut zu sein. 

 

Lautes Quieken: Ein kaskadenartig an- und  abschwellendes, unbeschreibliches Geräusch (es klingt ein bisschen wie ein zu schnell laufendes Tonband), leicht schrill aber auch mit einem Gurren und scheint eine Art „Diskussionssprache“ zu sein. Oft wird beobachtet, dass diese Geräusche von mehreren Weibchen gleichzeitig produziert werden, wenn sie sich nicht ganz einig sind. Es scheint eine Vorstufe zum Streit zu sein, man steht sich gegenüber, gelegentlich auch powackelnd - meist verläuft es aber harmlos. 

 

Brommseln: Das Brommseln ist ein knatternd, brummendes Geräusch, mit dem das Männchen (auch ohne Weibchen lebende Männchen) auf sich aufmerksam machen will (Werbung). Dabei bewegt sich das Böckchen langsam wiegend, meist leicht seitlich gestellt mit gesenktem Kopf auf das Weibchen zu und brummt bzw. knattert recht laut. Böcke brommseln auch mal „dazwischen“, wenn Weibchen Meinungsverschiedenheiten haben. Sie scheinen ihren Harem auf diese Weise zu beruhigen. Ebenso wird von Böcken als auch von Weibchen auf diese Art gebrommstelt, wenn es zu Rangordnungsstreitigkeiten kommt. Das Brommseln ist mitunter auch ein Warnlaut und der Anfang eines Streits.

 

Gurren: Ein Beruhigungslaut, ähnlich dem Brommseln, nur leiser. Meerschweinchen beruhigen sich damit gegenseitig. Sie versuchen auch den Menschen damit zu beruhigen, wenn er etwas tut, was sie nicht möchten. Oft wird es mit dem angenehmen Schnurren der Katzen verwechselt. Es ist aber meist ein Laut, der Unbehagen kundtut. 

 

Cirpen: Es ist recht laut und klingt ein wenig als würde ein Vogel zwitschern, meist ein recht eintöniges „Tschirpen“. Wildlebende Meerschweinchen scheinen auf diese Art und Weise Stress abzubauen, sie cirpen häufiger. Bei unseren Hausmeerschweinchen bekommt man es nur selten zu hören, meist nachts und wenn das entsprechende Meerie unter Stress steht (z. B. bei Rangstreitigkeiten, Krankheit oder Tod eines anderen Tieres). Es soll aber auch Meeries geben, die einfach Gefallen an dieser Art „Gesang“ finden und öfter mal loscirpen. 

 

Zähneklappern: Imponiergehabe - Warnlaut, wenn ein Meerschweinchen einen Menschen anklappert, möchte es in Ruhe gelassen werden. Die Tiere klappern auch mit den Zähnen, wenn sie sich streiten. Es wird als Drohgebärde eingesetzt, sie klären ihre Rangordnung meist laut klappernd.

 

Körpersprache:

In Starre verfallen: Meist mit groß aufgerissenen Augen = das Meerie hat Angst! Bitte lassen Sie es in Ruhe, beruhigen Sie das Tier, aber bitte streicheln Sie es nicht, denn das könnte seine Angst noch vergrößern. Setzen Sie das Meerie ab, beruhigen Sie es mit sanfter Stimme. Auch in Stresssituationen im Gehege verfallen Meerschweinchen in Starre, z. B. bei Vergesellschaftungen oder wenn es Rangstreitigkeiten gibt. Für eine kurze Zeit ist das dann auch normal. Sollte ein Tier über mehrere Stunden in Starre verharren, könnte das auf ernste Probleme hinweisen. Überprüfen Sie die Gruppenzusammensetzung und den Gesundheitszustand des Tieres. 

 

Mit dem Kopf hochschlagen: Beim Steicheln =  lass mich in Ruhe, hör auf mich zu streicheln! Meist wenn das Tier über den Kopf oder den Rücken gestreichelt wird. Meeries mögen das nicht immer gern. Untereinander bedrohen sich die Meerschweinchen auf diese Weise und es ist ein sicheres Zeichen dafür, dass es in Ruhe gelassen werden möchte, wenn ein anderes Tier zu nahe gekommen ist. Oft reicht es aus, dass die Tiere ihre Köpfe hochwerfen, sie stehen sich mitunter mit erhobenem Haupt gegenüber und bedrohen sich so. Für gewöhnlich geht man dann aber friedlich auseinander, wobei der Unterlegene seinen Kopf ruckartig einmal hochwirft und der Streit ist dann schnell vergessen. 

 

Luftsprünge, wildes Rumlaufen: Übermut, freuen Sie sich, Ihr Meerie fühlt sich sauwohl, es „popcornt“. Das Popcornen ist ein Zeichen unheimlicher Lebensfreude. Die Tiere springen dabei mit allen vier Füßchen gleichzeitig in die Luft. Junge Meerschweinchen popcornen sehr oft, die älteren Semester tun es nur noch selten und mit einer etwas fehlenden Leichtigkeit (rums - die Erde bebt). Luftsprünge mit unangenehmem Quieken können auch ein Hinweis auf Juckreiz (Haarlinge, Milben) oder Schmerzen beim Wasserlassen sein!

 

Hintereinander herlaufen: Wenn Meerschweinchen unsicher sind und/oder ein neues Terrain erkunden, laufen sie oft hintereinander her, wie im Gänsemarsch. Das gibt Ihnen Sicherheit. Meist geht das ranghöchste Tier voraus. Häufig ist es auch so, dass ein überlegenes Tier das unterlegene nach einer Meinungsverschiedenheit noch eine Weile umherjagt. Böcke jagen ebenfalls paarungsunwillige Weibchen. Es wird hinterhergelaufen, wenn ein Tier in der Brunft ist und ein anderes Meerie aufreiten will. Meist wird sich dann erst mal eine Weile gejagt, bis es zum Aufreiten kommt. 

 

Aufreiten: Böcke und auch ranghöhere Weibchen reiten auf. Böcke reiten auf, wenn die Weibchen hitzig sind. Meist beginnen diese „Liebesspiele“mit Schnuppern am Po der Weibchen und der Bock versucht aufzureiten. Die Weibchen rennen - meist laut zetternd - davon, bis der Bock dann Erfolg hat und aufreiten darf. Das Aufreiten bei gleichgeschlechtlichen Tieren hängt oft ebenfalls mit dem Sexualtrieb zusammen. Mitunter ist es aber auch ein Zeichen von Rangordnungsfindung - das ranghöhere Tier reitet auf dem Unterlegenen auf. 

 

Brommseln/wiegender Gang: Zum „Brommseln“ (s. o.) gehört auch der typische „Brommlesgang“. Dabei bewegt sich der Bock oder auch das ranghöhere Tier meist seitwärts mit wiegenden Schritten auf das andere Tier zu. Die Tiere zeigen Ihre ganze Körperbreite, um größer zu wirken. Zu Beginn von Rangstreitigkeiten - gerade bei Vergesellschafftungen - bewegen sich die Tiere ebenfalls in diesen leicht wiegenden Seitwärtsschritten aufeinander zu. Sie können eine Aggression im Brommselgang meist daran erkennen, dass die Tiere ihr Nackenfell sträuben. 

 

Kuscheln: Babys und junge Meerschweinchen kuscheln sich noch oft eng aneinander, um sich zu wärmen oder um Schutz zu suchen. Findet ein Baby die anderen Meeries oder die Mutter nicht, fängt  es an zu fiepen. Ältere Meeries kuscheln sich nur sehr selten aneinander, eigentlich nur wenn sie Angst haben oder die Häuser/Gehege zu klein sind. Im Normalfall und bei ausreichendem Platzangebot halten Meerschweinchen immer einen kleinen Abstand voneinander, wobei sie die Sicherheit der Gruppe aber auf alle Fälle brauchen. Die anderen Meerschweinchen müssen schon zu sehen und zu riechen sein. 

 

Putzen/Ohren lecken:  Im Normalfall putzen sich Meerschweinchen nicht gegenseitig, sie betreiben auch sonst kaum ausgiebige Fellpflege. Sie putzen sich selber zwar schon gelegentlich aber längst nich so ausgiebig, wie andere Nager. Sie halten halt ihr Fell relativ sauber, wenn es kurz genug ist. Hin und wieder kann man allerdings beobachten, dass ein Meerschweinchen das andere am Ohr oder quer über die Schnauze leckt, was ein Liebesbeweis zu sein scheint. Es scheint auch so zu sein, dass die Meeries es tun, um ein verängstigtes Meerschweinchen zu trösten. Es wurde immer nur als liebevolle Geste bemerkt. 

 

Weglaufen: Meeries liebste Beschäftigung. Meerschweinchen sind Fluchttiere und ein kleines Geräusch, eine unbedachte Bewegung kann schon dazu führen, dass die kleinen Quietscher panisch wegrennen. Und wenn ein Meerie rennt, dann rennen alle anderen Meeries mit. Meerschweinchen lassen sich auch vom Besitzer nur ungern anfassen - sie nehmen, wenn sie zahm sind, gern Futter aus der Hand und oft kommen sie freiwillig zum spielen aber sie mögen es absolut nicht, hochgenommen zu werden. Für sie ist ein Greifen und hochgehoben zu werden, ähnlich wie das Gefangen werden durch einen Greifvogel - also sehr unangenehm!

 

Urin spritzen: Abwehrreaktion. Vor allem Weibchen, die all zu arg von ihrem Bock oder einem anderen Weibchen bedrängt werden, verspritzen Urin. Dazu heben sie ihren Po hoch und können so recht hoch und sehr weit spritzen, was ausgesprochen unschön auf Tapeten aussehen kann….

 

Knabbern am Käfiggitter: Das Knabbern am Käfiggitter kann verschiedene Ursachen haben: In den meisten Fällen ist es schlicht Langeweile in einem zu kleinen Käfig, der häufig auch nicht mit genügend Spielzeug und Buddelmöglichkeiten ausgestattet ist. Ein größerer Käfig mit viel Buddel- und Spielmöglichkeiten sollte angeschafft werden. Häufig wird das Knabbern am Gitter eine Suchthandlung (Stereotype), die auch in einem großen Käfig beibehalten wird. Dann ist es sehr schwer, die Meeries davon abzubringen. Sie brauchen viel Abwechslung und Beschäftigung bzw. Zuwendung von ihrem Menschen. Das gelegentliche am Gitter Nagen ist sicher auch nur ein Zeichen davon, dass die Meeries einen Ausweg aus ihrem Käfig suchen, denn wie groß der Käfig auch sein mag, das Draußen reizt.