Gefahr erkannt - Gefahr gebannt
Die Heilungsaussichten sind sehr gering aber nicht aussichtslos.
Eine bestehende Leberverfettung kann eine Stoffwechselentgleisung (die Toxikose) während der Trächtigkeit auslösen. Die Leistung der Leber ist durch ihre Verfettung vermindert, jedoch muss sie durch vermehrt anfallende Stoffwechselgifte in der Tragzeit, Höchstleistungen erbringen. Im letzen Drittel der Trächtikeit, in der der Gewichtszuwachs am stärksten ist, besteht für das Weibchen die größte Gefahr in ein Energiedefizit zu geraten, was dann die Stoffwechselentgleisung auslöst.
Welche Weibchen sind gefährdet?
Ausgewachsene Weibchen mit der Tendenz zu Übergewicht und Säue, die nach langer Zuchtpause zu schwer geworden sind.
Symptome:
Gewichtsabnahme innerhalb der letzten Trächtigkeitswochen. Geringe Gewichtsverluste von 20g-30g kommen auch bei normalen Schwangerschaften vor. Bei der Toxikose können die Weibchen jedoch 80g-100g und mehr verlieren. Das Fell ist gesträubt, vor allem das Kopfhaar. Es wird lange nicht mehr alles gefressen. Das Weibchen ist sehr wählerisch bei der Futteraufnahme. Während des Körnerfressens ist ein deutliches Kopfnicken zu beobachten, auch werden die Körner schnell wieder ausgespuckt. Manchmal ist während des Kauens ein zurückziehen der Mundwinkel zu beobachten, so als hätte sich ein Korn in der Wange eingeklemmt. Kaustörungen führen zu Problemen bei der Heuaufnahme und schließlich auch bei der Nassfutteraufnahme.
Schluckstörungen:
Diese fallen durch deutlich hörbare Schluckgeräusche auf. Anfänglich besteht noch Interesse an der Futteraufnahme, aber bei zunehmenden Schwierigkeiten des Abschluckens wird das Fressen aufgegeben, d. h. die Nahrungsaufnahme wird gänzlich eingestellt.
Verlangsamung der Bewegungsabläufe:
Diese zeigen sich durch schwerfälliges, plumpes Herumwuchten des Körpers. Zeitweiliges Abstützen des Kopfes am Boden kann dann auch beobachtet werden.
Speicheln (nasses Kinn) und Würgereiz:
Das zeigt sich dann, wenn versucht wird Brei oder Medizin in den Mund einzuflössen.
Verdauungsstörungen bzw. breiiger Durchfall: durch Übersäuerung des Darms entgleist die Darmflora, wodurch die Gefahr besteht, dass Darmkeime ungehindert den Organismus überschwemmen können und damit das Krankheitsbild noch zusätzlich erschweren.
Abnahme der Agilität (Bewegungsfreude) der Babys:
Die Jungen werden träger, weil sie vom eintretenden Energiedefizit mit betroffen sind. Es droht vorzeitiges Absterben der Jungen. Totgeburten oder eine stockende Geburt droht. Lebend geborene Junge sind meist sehr schwach, zittrig, untergewichtig, unterzuckert und sterben fast immer.
Die Stoffwechselentgleisung tritt schleichend ein und ist schon weit fortgeschritten, bevor sich die ersten Symptome erkennen lassen, so dass die medizinische Hilfe in den meisten Fällen zu spät kommt.
Behandlung:
Gewichtskontrollen! Bei allen trächtigen Weibchen muss regelmäßig das Gewicht kontrolliert werden, in den letzen 4 Wochen vor der Geburt sogar alle 3 Tage.
Zufütterung:
Sobald sich ein drastischer Gewichtsverlust zeigt bzw. ein wählerisches Fressverhalten beobachtet wird, muss sofort mit der Zufütterung/ Päppeln begonnen werden, denn nur so besteht eine kleine Chance auf Heilung! Critical care Herbi care o.ä., eine kleine Prise Ascorbinsäure zugeben und alles mit einer Elektrolyt-Glukose-Vitamin B-Komplex-Lösung anrühren. Mindestens 3-4 x täglich 10-20 ml füttern und zwar so lange, bis die Sau wieder alles frisst. Dies kann unter Umständen über die Geburt hinaus andauern.
Medikamentöse Versorgung:
Das Energiedefizit muss ausgeglichen werden. Hierzu geeignet sind Eletrolyt-Aminosäuren-Glukose-Lösungen, wie z. B. Amynin-Infusionslösung (vom Tierarzt 100 ml ca. 5,- €), die oral gegeben werden kann oder Lectade-Pulver (Lösung muss angerührt werden). Wobei Amynin den Vorteil hat, dass es bereits ein Vitamin B-Komplex-Präparat enthält, welches man dem Lectade noch zusetzen müsste.
Die Entgiftung kann z- B. mit Antitox (Alvetra GmbH) als Injektionslösung erfolgen, die auch ins Mäulchen gegeben werden kann. Meerschweinchen bekommen täglich 5-15 ml davon.
Vitaminversorgung:
Es sollte täglich eine Prise Vitamin C-Pulver, Vitamin B Komplex und zur Durchfallbehandlung, Bird-Bene-Bac, Rode Care akut oder eine andere Bakteriensuspension zum Aufbau der gestörten Darmflora, plus Stullmisan-Pulver (mineral- und kräuterhaltig) oder Kohle-Compretten gegeben werden.
Der Blutzuckerspiegel muss stabilisiert werden, weshalb das Tier auf jeden Fall dem Tierarzt vorgestellt werden sollte. Nach Schilderung der Symptome und der selbst vorgenommenen Behandlung, wird der Tierarzt die richtigen Behandlungsmaßnahmen vornehmen.
Im Zweifel sollten Weibchen, die diese aufgeführten Risikofaktoren erfüllen, lieber nicht zur Zucht genommen werden. Wenn sie noch jung genug sind, sollten sie weniger gehaltvoll gefüttert werden.
Die Trächtigkeitstoxiose ist ein langsamer und qualvoller Tod für die Meerschweinchen.