Päppeln bei Krankheit

Meerschweinchen Hamburg

Meerschweinchen besitzen ein einzigartiges Verauungssystem. Sie haben ganz einfache Mägen und vergären ihre Nahrung im Dickdarm. In der Natur fressen sie den ganzen Tag und sind ständig zur Flucht bereit, falls Gefahr eintreten sollte.  Sie benötigen die ständige Aufnahme kleiner Mengen rohfaserhaltigen Futters, denn sie haben einen Stopfdarm. Falls ein Tier nur einige Stunden nicht frisst, kann dies bereits, wegen des unterbleibenden Weitertransportes des Nahrungsbreis, zu schwerwiegenden Problemen führen. Ein nicht fressendes Tier sollte auf jeden Fall einem Tierarzt vorgestellt werden, damit festgestellt wird, warum eine Nahrungsverweigerung vorliegt. Hierbei können Zahnprobleme, Blähungen, Schmerzen, Verstopfung oder bakterielle Erkrankungen Ursache sein. Auch Antibiotikagabe führen oft zu Appetitlosigkeit. Anschließend kann es notwenig sein, das Meerschweinchen „Zwangs“ zu ernähren oder zu füttern bis es wieder eigenständig anfängt zu fressen und genügend frisst.  Hierbei muss das Tier regelmäßig gewogen werden, es darf nicht an Gewicht verlieren.

 

Selbst gemachter Päppelbrei: man benötigt:

- 1ml oder 2ml Spritzen ohne Nadel, ganzes vordere Ende abschneiden

- hochwertiges Kraftfutter

- gutes und frisches Heu

- Ascorbinsäurepulver,

- Polybion Tropfen

- Naturjoghurt (max. 1.5% Fett),

Sowohl die Spritzen wie auch alle hier angeführten Medikamente sind rezeptfrei in jeder Apotheke zu bekommen.

 

Durchführung:

Das Kraftfutter wird in Wasser aufgeweicht oder in einer Kaffeemühle klein gemahlen.

Das Heu wird klein geschnitten oder besser auch gemahlen in einer Kaffeemühle. Das Heu wird idealer weise nach dem Mahlen nochmals durch ein Teesieb gestrichen, damit es auch wirklich fein genug ist. Dann wird das gemahlene Heu mit dem gemahlenen Trockenfutter im Verhältnis 1:1 gemischt, mit Wasser angedickt bis ein dickflüssiger Brei entsteht.

Davon gibt man dem Meerschweinchen per Einmalspritze (ohne Nadel) langsam und vorsichtig ein, in dem man die Spritze vorsichtig seitlich an den Schneidezähnen vorbei ein wenig in den Mundraum einführt. Das Schweinchen setzt man dazu am besten auf den Schoß, als Unterlage hat sich ein weiches Handtuch bewährt. Man kann das Schweinchen auch ganz darin einwickeln. Bitte niemals mehr als maximal 1 ml auf einmal eingeben, damit sich das Schweinchen nicht verschluckt. Muss das Schweinchen komplett ernährt werden (z.B. bei totaler Nahrungsverweigerung), dann sollte man unbedingt alle 3 Stunden füttern (auch nachts!), jeweils 10 - max. 20 ml pro Sitzung, es sei denn das Schweinchen nimmt freiwillig mehr.

Vitamine, Probiose

Meerschweinchen versorgen sich primär mit B-Vitaminen über die sog. Koprophagie, also das Aufnehmen von speziell angereichertem Blinddarmkot. Da ein Schweinchen ohne eigene Nahrungsaufnahme keine Köttel mehr produziert ("wo oben nix reinkommt, da kommt unten nix raus") ist die Versorgung/ Synthese von B-Vitaminen massiv gestört, und man muss sie unbedingt ersetzen. Da eine ausreichende Vitamin B/C Versorgung wichtig für die Verdauungsvorgänge ist empfiehlt es sich, zweimal täglich jeweils 5 Tropfen Polybion und eine kleine Prise Ascorbinsäurepulver (Vitamin C) dazuzugeben. Man mischt die Tropfen/das Pulver mit ein wenig Wasser oder zieht das Ganze zusammen mit dem Trockenfutterbrei auf. Außerdem wirken B-Vitamine auch stark appetitanregend. Bei länger andauernder Nahrungsverweigerung sollten auch zusätzlich Vitamin K und B12 ersetzt werden. Das kann man mittels Zugabe von 1 x 1 Tropfen "Kanavit" bzw. 1 x 2 Tropfen "Vitamin B-12 Kindertropfen" erreichen. Beides gibt es rezeptfrei in jeder Apotheke.

Zur Unterstützung der gestörten Darmflora kann auch zusätzlich Joghurt, Rodi Care akut oder Bird Bene Bac zu gefüttert werden. Dieser enthält sowohl Lactobazillen wie auch Bifidusbakterien, die beide maßgeblicher Bestandteil der natürlichen Darmflora sind. Bitte nur fettarmen Naturjoghurt verwenden mit max. 1,5% Fettgehalt und möglichst wenig Zucker. Zu viel Fett verursacht Durchfall, und Zucker übersäuert den Darm und Organismus. Bewährt haben sich 2 x täglich 0.2-0.3 ml.

 

Päppelpulver:

Critical Care (oder auch Rodi Care, Herbi Care)

Eine bereits vorgefertigte Mischung zur Zufütterung bzw. Zwangsernährung von Meerschweinchen gibt es auch unter der Bezeichnung "Critical Care" von der englischen Oxbow Hay Company.

Critical Care enthält ein speziell auf den Organismus von Meerschweinchen abgestimmten Vitamin- und Mineralstoffspiegel und Faserstoffe.

Critical Care kann beim Tierarzt bezogen werden. Ein Critical Care Beutel kostet ca. 10 Euro und hält bei totaler Zwangernährung 7 Tage. Bei Zufütterung entsprechend länger.

 

Inhaltsstoffe:

gemahlenes Timothy- Heu, Haferschrot, Sojahüllen, Weizenmehl, Sojaschrot, Salz, Melasse, Ascorbinsäure, Vitamin A, Vitamin D3, Vitamin E, Vitamin K, Riboflavin, Niacin, Pantothensäure, Vitamin B12, Biotin, Thiamin, Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Magnesiumchlorid, Calciumchlorid, Xanthan, natürliche Geschmacksstoffe

 

Anwendungsempfehlung :

Am Besten wird Critical Care vor jeder Fütterung frisch angemischt. Das Pulver saugt Flüssigkeit sehr schnell auf und wenn der zusammen gemischte Brei aufbewahrt wird, muss erneut Wasser zugegeben werden. Es ist dafür Sorge zu tragen, dass der Patient ausreichend zu Trinken aufnimmt! Ist dies nicht der Fall, sollte der behandelnde Tierarzt auf die orale oder subkutane Verabreichung von Flüssigkeit angesprochen werden.

Critical Care wird im Verhältnis 1:1 mit Wasser gemischt und weiter Flüssigkeit dazu geben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.

Davon werden 50 ml/kg Körpermasse täglich auf 3-5 Mahlzeiten verteilt eingegeben. Der angerührte Brei kann im Kühlschrank bis zu 48 Stunden aufbewahrt werden.

Die meisten Meerschweinchen lieben Critical Care und schlabbern es oftmals freiwillig aus der Spritze oder sogar von einem Teller. Es riecht nach Anis. Wenn das Meerschweinchen den Geschmack nicht mag und es auch langsam eintönig wird, kann man zur „Aufpeppung“ Schmelzflocken, Banane oder Babybrei (z.B. Karotte) darunter mischen.

Solltet Ihr weiterhin Schwierigkeiten haben, euren Liebling zum Fressen zu bewegen, wäre es unter Umständen besser, einen anderen Tierarzt zu konsultieren und eine weitere Diagnose einzuholen. Nicht jeder Tierarzt kennt sich gut mit Meerschweinchen aus. Auf jeden Fall, solltet ihr nicht aufgeben oder mit einem zweiten Tierarztbesuch nicht zu lange warten. Eurer Schweinchen sollte auf keinen Fall an Gewicht verlieren.